Vorsicht bei günstigen Krediten: Versteckte Kosten

Führt man sich die Werbung der Banken zu Gemüte, so muss man schon fast verrückt sein, bei den aktuell niedrigen Zinsen und günstigen Krediten kein Darlehen aufzunehmen - so günstig wie jetzt wird es nie wieder, denn schließlich befinden wir uns in einem historischen Zinstief. Was so gut klingt, muss einen Haken haben - und das sind die versteckten Kosten, die die Kredite doch wieder teuer macht!

Kreditnebenkosten Kredit

In der Werbung noch niedrig…

Die Krux bei vielen Angeboten ist, dass diese meist mit dem niedrigstmöglichen Kreditzins werben, den tatsächlich möglich ist. Die Banken dürfen zwar nicht in ihren Werbeversprechen lügen und müssen den effektiven Zins ausweisen, in welchen bereits die zusätzlichen Kosten einberechnet sind, aber in der Realität erhalten diese Zinsen nur eine Minderheit der Kunden, welche eine extrem hohe Bonität und einen hohen, bankeninternen Score haben. In der Praxis fallen ca. 1 - 2 % aller Kunden darunter.

Eigentlich müssen die Banken seit Juni 2010 neben dem effektiven Zins auch mit dem sogenannten 2/3 Zins werben bzw. diesen zumindest ausweisen. Dabei handelt es sich eben nicht um den bestmöglichen Zins, sondern den Zins, den 2/3 aller Kunden erhalten würden - und dieser liegt meist bis zu 300 % über dem Zins, der vollmundig angepriesen wird.

… in Verhandlungen schon höher…

Auf diesen 2/3 Zins werden die meisten Kunden und Interessenten spätestens bei den Kreditverhandlungen treffen, wenn man damit konfrontiert wird, nicht ganz genau den beworbenen Zins erhalten zu können, da die eigene Bonität und der Score nicht dem Ideal der Banken entspricht und man dadurch ein höheres Risikopotenzial hat, dem die Bank natürlich mit einem höheren Zins entgegenwirken muss, um die Kosten bei einem Ausfall gering zu halten.

Der effektive Zins wird neben direkt bonitätsabhängigen Kriterien, die den Sollzins erhöhen, auch durch Kosten wie Kreditnebenkosten in Form des Kreditaufschlags, der verlangten Bearbeitungsgebühren oder Sonderrechten erhöht. Der Kreditaufschlag ist jedoch meist verhandelbar, ähnlich verhält es sich bei den Bearbeitungsgebühren, die teilweise bonitätsabhängig sind. Als Grundregel gilt, dass ein Kreditaufschlag von mehr als 1 % der Darlehenssumme oder Bearbeitungsgebühren von mehr als 1 - 2% als zu teuer angesehen werden können.

Je nachdem, wie geschickt oder ungeschickt man verhandelt, kann man bei einem Beratungsgespräch vor Abschluss des Kreditvertrages noch einmal stark Einfluss darauf nehmen, wie hoch am Ende der Zinszuwachs zum beworbenen Zins ausfällt.

… und am Ende teuer!

Neben den Kosten die direkt in Zusammenhang mit dem Kredit stehen und teilweise bonitätsbedingt sind, gehören so genannte wählbare Zusatzleistungen ebenfalls zu den versteckten Kosten, die einen Kredit teurer machen. Auch diese müssen nicht ausgewiesen werden, da sie frei wählbar sind, wie etwa die Kreditausfall- oder Restschuldversicherung.

KreditnebenkostenDa für einen Ratenkredit häufig neben dem Nachweis der letzten 3 Gehaltsbescheinigungen keine weiteren Sicherheiten gefordert werden oder gar eine Eintragung der Bank erfolgt, wird häufig auf den Abschluss einer Restschuldversicherung gedrängt, die selbst den eher nicht günstigen 2/3 Zins noch einmal stark verteuern kann (wenn man diese Mehrkosten in den effektiven Zins einfließen lässt).

Das Problem hierbei ist, dass die optionale Restschuldversicherung, an deren Vermittlung die Bank übrigens nicht schlecht verdient, indirekt zur Auflage gemacht wird - entweder wird sie abgeschlossen und damit ein Kredit vergeben oder man weigert sich und auf einmal ist das Risiko zu hoch. Paradox ist letztes vor allem deswegen, weil die Restschuldversicherung das Risiko des Ausfalles nur temporär und in einem sehr begrenztem Umfang absichert - bei einem Ratenkredit mit einer Laufzeit von ca. 5 Jahren ist in der Regel nur ein Jahr Laufzeit durch die Versicherung gedeckt und auch nur dann, wenn der Versicherungsfall zu 100 % eintritt.

Kostenfalle Restschuldversicherung

Die von den Banken offerierten Restschuldversicherungen für ein Darlehen gibt es in 3 verschiedenen Ausführung:
  • Variante 1: Absicherung im Todesfall,
  • Variante 2: Absicherung gegen Arbeitslosigkeit,
  • Variante 3: Absicherung gegen Tod, Arbeitslosigkeit und Arbeitsunfähigkeit.
Die dritte Variante wird häufig auch als „Rundum-Sorglos„ - Paket bezeichnet. Die Sorgen beginnen bei einer Restschuldversicherung jedoch meist dann, wenn sie haften soll: Denn vor allem die Absicherung bei Arbeitslosigkeit und Arbeitsunfähigkeit ist je nach Police (Kleingedruckte!) starken Einschränkungen unterworfen - so muss hier häufig erst eine Wartezeit von bis zu 6 Monaten eingehalten werden, falls sich das Problem zwischendurch schon von alleine lösen sollte, und die meisten Kreditausfallversicherungen zahlen nicht mehr als maximal 12 Monate lang, was vor allem bei langfristig angelegten Darlehen mit niedrigen, monatlichen Raten viel zu wenig ist.

Diese Restschuldversicherungen sind, auch wenn sie in der Praxis verhältnismäßig wenig tatsächlich in Anspruch genommen werden müssen bzw. letztendlich zahlen, für einen Kreditnehmer sehr teuer! So werden Ratenkredite laut Statistik zu 90 % ordentlich (kein Zahlungsausfall oder verspätete Tilgung) und zu 97 % zumindest vollständig bedient.

Beispiel: Ein Kreditnehmer im mittleren Alter (30 - 40 Jahre), welcher einen Kredit über 10.000 Euro über 36 Monate aufnimmt, muss für eine Restschuldversicherung, je nachdem welche Variante, zwischen 500 bis 1.100 Euro rechnen, was zwischen 5 - 11 % der Kreditsumme ausmacht - ohne Zins, der noch zusätzlich gezahlt werden muss!

Diese Kosten müssen, wie erwähnt, nicht in den effektiven Zins einberechnet oder in der Werbung ausgewiesen werden, da es sich bei der Restschuldversicherung eben um eine „optional wählbare„ Leistung handelt, die im Grunde nicht an den Kredit gebunden ist.

Würde man die Kosten für die „beste„ Kreditausfallversicherung und den 2/3 Zins zusammenrechnen, käme man somit auf einen jährlichen, effektiven Zins jenseits der 16 % Marke. Zum Vergleich: Die meisten Banken verlangen für den eingeräumten Dispo Dispozinsen in Höhe von 8 bis 12 % - ohne Restschuldversicherung und Antragsverfahren! Statt eines sehr günstigen Kredites mit einem niedrigen Zins hat man so letzten Endes ein überteuertes Darlehen am Hals.