Was Sie über Anleihen als Geldanlage wissen müssen
Bevor man in Anleihen investiert, sollte man sich über einige grundlegende Fakten zum Thema Anleihen im Klaren sein. Die Anleihenmärkte können durchaus interessant für Anleger sein, auch wenn im Bewusstsein der meisten Anleger die Aktienmärkte eine wichtigere Rolle spielen – eigentlich jedoch zu Unrecht: Am deutschen Markt sind laut Deutscher Börse etwa 23.000 Anleihen handelbar, aber nur etwa 12.000 Aktien.
Grundsätzlich handelt es sich bei einer Anleihe um ein Wertpapier, das regelmäßige Zinsausschüttungen verspricht. Sie sind eine Form der relativ sicheren Geldanlage, da Kursschwankungen deutlich geringer als bei Aktien ausfallen und werden normalerweise als langfristige Investition behandelt. Aber: derzeit ist die Rendite gering aufgrund niedriger Verzinsung. Im Folgenden erklären wir Ihnen die wichtigsten Termini rund um das Thema Anleihen und wie Sie beim Anleihen kaufen am besten vorgehen.
FAQ Anleihen
Woran erkenne ich wie gut oder schlecht eine Anleihe ist? Ein wichtiger Wert hierbei ist die zu erwartende Rendite pro Jahr. Diese wiederum ergibt sich aus Kaufkurs und Rückkaufkurs der Anleihe, den Zinszahlungen und der Laufzeit, angegeben wird die Rendite in Prozent und kann vom Anleger erwartet werden, wenn er die Anleihe im Depot bis Laufzeitende behält. Faktoren, die die Rendite maßgeblich beeinflussen sind zum einen die Finanzkraft des herausgebenden Staates oder Unternehmens, zum anderen die zum Zeitpunkt des Kaufes verbleibende Laufzeit und allgemein das Marktzinsniveau: je geringer die Bonität und je länger die Laufzeit, desto mehr Rendite kann erwartet werden.
Wo ist der Unterschied zwischen Kupon und Rendite? Bei Kupon und Rendite handelt es sich nicht um das Gleiche: Kupon bezeichnet die regelmäßigen Zinszahlungen, die die meisten Anleihen ausschütten. Während die Rendite von Anleihen tagtäglich mit deren Kursen schwanken kann, ist der Kupon hingegen festgelegt. Das bedeutet: bei fallenden Anleihekursen steigt die Rendite, bei steigenden sinkt sie.
Wie unterscheiden sich Kurswert und Nennwert? Eine Anleihe wird zu ihrem Nennwert zurückgezahlt – er steht auf der Anleihe. Häufig haben Anleihen einen Nennwert von 1.000 Euro, wenn sie auch an Privatanleger verkauft werden sollen. Der Anleihenkurs wird nun in % des Nennwerts der Anleihe angegeben, wobei ein Kurs von 100% genau dem Nennwert der Anleihe entspricht. Ein Kurs von 120 würde bedeuten, dass der Anleihewert um 20 Prozent gegenüber dem Anleihen-Nennwert angestiegen ist.
Es gibt so viele unterschiedliche Anleihen – was ist da was? Es ist wichtig, dass Sie sich vor einer Investition im Klaren sind, in was Sie da eigentlich investieren. Zu den sichersten Anleihen zählen Staatsanleihen, zumindest wenn sie von finanzstarken Staaten wie Deutschland ausgegeben werden. Eine besondere Form ist hierbei eine inflationsindexierte Anleihe: die Zinszahlungen sind abhängig von der Entwicklung der Inflationsrate. Von Unternehmensanleihen spricht man, wenn Firmen Anleihen zur Finanzierung ausgeben. Dabei hängt die mögliche Rendite von der Bonität des Unternehmens und von der Laufzeit ab. Achtung bei Nachrangigen Anleihen: im Falle der Insolvenz des Herausgebers werden Sie als Gläubiger nachrangig behandelt – das bedeutet, dass Sie erst nach anderen Gläubigern wie beispielsweise Lieferanten bezahlt werden. Vorteil: für das erhöhte Risiko erhalten Anleger auch höhere Zinsen. Von Hochzinsanleihen spricht man, wenn Unternehmen oder Staaten mit einem Rating von BB oder schlechter Anleihen ausgeben; man spricht auch von „High-Yields„ oder „Junk Bonds„. Auch hier bedeutet erhöhtes Risiko ein höherer möglicher Zins. Sehr komplex und risikoreich und deswegen wirklich nur für Experten geeignet sind Wandelanleihen. Es handelt sich dabei um eine Mischung aus Aktien und Anleihen – zu einem bestimmten Kurs können Wandelanleihen in Aktien getauscht werden.
Anleihen kaufen – so gehen Sie am besten vor
Anleihen werden an der Börse gekauft und verkauft und dabei unterschiedlich oft gehandelt - je öfter sie gehandelt werden, desto höher ist die Liquidität und desto geringer ist in aller Regel die Rendite. Umgedreht erhöht sich bei seltener gehandelten Anleihen die Rendite, sind aber im Weiterverkauf oft problematisch – nicht immer lässt sich ein Käufer finden.
Bevor man einen Kauf erwägt, sollte man sich die Kennzahlen der Anleihe genau ansehen: ins Besondere das Rating bzw. die mittlere Bonitätsbewertung ist wichtig, da man hier einen Anhaltspunkt für das Ausfallrisiko der jeweiligen Anleihe erhält. Auch auf die Handelbarkeit Ihrer Anleihe sollten Sie achten: seltener gehandelt und damit schlechter weiterverkäuflich sind Anleihen, die deutlich unter einem Ausgabevolumen von 1 Milliarde Euro liegen.
Achten Sie auch auf die Rendite und überlegen Sie, ob Sie ein Währungsrisiko eingehen wollen oder bei Euro-Anleihen bleiben wollen. Suchen Sie beispielsweise hier nach der für Sie richtigen Anleihe. Sobald Sie sich entschieden haben, notieren Sie sich die ISIN-Nummer oder die Wertpapierkennnummer, kurz WKN, des Fonds oder der Anleihe und wickeln Sie den Kauf dann optimalerweise über einen Direktbroker ab – diese bieten meistens günstige Konditionen an. Sie können beim Anleihenkauf eine
Fonds oder einzelne Anleihen kaufen?
Anleihen können prinzipiell einzeln oder in Fonds bzw. Rentenfonds gebündelt gekauft werden. Generell sollten Anleger die folgenden Dinge beim Kauf beachten: Beim Kauf einzelner Anleihen kommt meistens die so genannte „Buy-and-Hold„ Strategie zum Einsatz. Das bedeutet, dass Sie die gekaufte Anleihen bis zum Ende der jeweiligen Laufzeit halten und nur unter besonderen Umständen verkaufen. Der Vorteil: durch diese Strategie sind Anleihen nach einer gewissen Laufzeit weniger anfällig sind für Kursschwankungen. Anders bei einem Fonds: in diesem werden Anleihen ausgetauscht, sollten sie den Kriterien des Fonds nicht mehr länger entsprechen. Dies hat zur Folge, dass Fonds weitestgehend ähnlich auf Zinsniveauschwankungen reagieren, die Duration bleibt also gewissermaßen konstant.
Tipp: Das Risiko bei Anleihen ist unterschiedlich – die Bonitätsbewertung von Ratingagenturen hilft, das Risiko ihrer Anlage einzuschätzen. Wenn Sie sich für den Kauf von einzelnen Anleihen interessieren, sollten Sie bevorzugt Anleihen von finanzstarken Staaten oder Unternehmen auswählen. Diese verfügen über ein Rating von AA oder besser.
Bei Anleihenfonds gilt das Gleiche wie bei Aktienfonds: die jährlichen Verwaltungskosten schmälern die mögliche Rendite. Deswegen macht es Sinn, eher auf ETFs oder Indexfonds zu setzen, als auf aktiv gemanagte Fonds, da diese deutlich günstiger sind. Während bei Letzteren Manager versuchen, den Index durch die Auswahl spezieller Anleihen zu schlagen, bilden ETFs die Wertentwicklung des jeweiligen Indexes nach. Die Kosten: für einen aktiv gemanagten Fonds belaufen sich die Kosten auf etwa 0,5 bis 1% pro Jahr (Total Expense Ratio oder TER), hinzu kommen häufig Ausgabeaufschläge (einmalig) zwischen 3 und 5 Prozent. Die Kosten für Anleihen-ETFs hingegen liegen bei etwa 0,2% jährlich.
Fazit: Sehr sichere Anleihen wie beispielsweise Bundesanleihen lohnen derzeit kaum – selbst Festgeld oder sogar Tagesgeld wird trotz Niedringzinsphase immer noch besser verzinst bei den meisten Banken. Eine höhere Rendite ist bei riskanteren oder hochriskanten Anleihen möglich – ebenso jedoch der teilweise oder Totalverlust Ihres eingesetzten Kapitals. In manche Anleihen sollten Sie ohne Hintergrundwissen und Expertenrat nicht auf eigene Faust investieren. Allgemein erfordert das Thema Anleihen, einzeln gekauft oder in Fonds, Hintergrundwissen und Recherche, wenn sie als solide Geldanlage genutzt werden wollen.