Sparmöglichkeiten beim Hausbau im Überblick
Nicht nur Baugrundstücke werden stetig teurer, auch die Kosten für den Hausbau an sich steigen kontinuierlich an. Wer jedoch klug plant und kalkuliert, der kann beim Bauen des eigenen Zuhauses eine Menge Geld einsparen.
Bauen liegt angesichts von Niedrigzinsen und Förderungen, wie neuerdings auch dem Baukindergeld, weiterhin im Trend. In logischen Folge steigen vor allem in den Ballungsräume die Preise für Grundstücke. Auch die zunehmende Technisierung von Wohngebäuden, einhergehend mit den gesetzlichen Anforderungen an den Bauherrn lässt die Baukosten steigen. Kostengünstig zu bauen wird somit scheinbar zur echten Herausforderung.
Entsprechend der Erhebungen des Statistischen Bundesamtes konnte im Zeitraum von November 2014 bis November 2015 eine Verteuerung der Neubaupreise von 1,6 Prozent beobachtet werden. Die Kosten für den Rohbau erfuhren im Erhebungszeitraum eine Steigerung um 1,1 Prozent, wärend der Ausbau um 2,1 Prozent teurer wurde.
Verantwortlich für die enormen Preissteigerungen sind nach Angaben des Statistischen Bundesamtes insbesondere die Versorgungsleitungen und Anlagen für Gas sowie Wasserver- und entsorgung mit einem Plus von 3 Prozent, Stromanlagen mit einem Plus von 2,8 Prozent und Anlagen für die Heiz- und Warmwasserversorgung mit einem Plus von 2,6 Prozentpunkten. Im Vergleich hierzu stiegen die Kosten für die Betonarbeiten mit 0,6 Prozent und Maurerarbeiten mit 0,8 Prozent im Neubausegment eher geringfügig an.
Der Architekt hilft Baukosten einsparen
Eine professionelle Planung des Bauvorhabens ist das A und O um kostengünstig zu bauen. Das Wissen und die Erfahrung von Experten ist unabdingbar, um ein qualitativ hochwertiges und funktionales Eigenheim mit echtem Wohlfühlfaktor und nachhaltigem Wert zu errichten.Wer beim Bauen aufgrund knapper Mittel sparen muss, liebäugelt oft mit einem günstigen Fertighaus. Grund hierfür ist, dass beim "Haus von der Stange" auf den Architekten verzichtet werden kann. So ist beim Bau eines Einfamilienhauses mittlerweile überwiegend kein Architekt involviert.
Thomas Drexel, seines Zeichens renommierter Fachautor für Architekturliteratur, stellt in seinem im Mai 2015 erschienen Buch "Low Budget. Moderne Einfamilienhäuser unter 250.000 Euro" klar, dass sich die Beauftragung eines Architekten bereits in der Ausschreibungsphase lohnt. Insgesamt, so Drexel, führe die individuelle Architektenleistung zu einem deutlichen Mehr an Qualität wie auch Nutzwert.
Dies liege insbesondere auch daran, dass vor allem bei der Planung günstiger Häuser die praktische Erfahrung und das fachliche Wissen einen besonders hohen Stellenwert haben. So spricht gemäß Drexel auch bei kostengünstigen Bauten nichts gegen eine individuelle Architektur, die dem Bauherrn das gewünschte Ambiente im Haus verschafft. Das grundsätzliche Erscheinungsbild des Gebäudes ist laut Drexel im Regelfall auch günstig realisierbar.
Ein hervorragendes Tool um die Vorstellungen des Bauherrn abzubilden ist die Architektursoftware "Plan7Architekt Pro". Mit ihr kann bereits im Vorfeld das Traumhaus visualisiert werden, wodurch sich auch der Aufwand und damit die Kosten des Architekten verringern lassen.
Weniger ist Mehr - vernünftiger Verzicht hilft Kosten sparen
Ein gewisses Einsparpotential ist bei jedem Bauvorhaben gegeben. Um dieses auszuschöpfen sind Kompromisse erforderlich, die der Bauherr eingehen muss. Beharrt dieser starr auf seinen Vorstellungen, ist es auch dem begnadetsten Architekten kaum möglich, den Bau kostengünstig in adäquater Qualität zu realisieren.
Drexel hält es für vernünftig, die Wunschvorstellungen und Ansprüche des Bauherrn im Bedarfsfall kritisch zu hinterfragen und anhand einer objektiven Analyse die potentiellen Einsparmöglichkeiten aufzuzeigen.
Vor allem was die Wohnfläche betrifft sind die Ansprüche oftmals groß. Seit 1991 ist laut Statistischem Bundesamt die durchschnittliche Wohnfläche von 34,9 m² pro Person auf 46,5 m²/Person im Jahr 2017 angestiegen.
Innenwände müssen nicht massiv sein
Wer auf massive Wände im Inneren des Hauses verzichtet, kann beispielsweise viel Geld Geld einsparen. Ebenso positiv schlägt sich eine kompaktere Bauweise, ohne Erker oder aufwändige Anbauten, auf das Bauherrenkonto nieder. Je nach Preissegment lassen sich so oftmals die Baukosten um bis zu 5.000 Euro je Quadratmeter reduzieren. Als praktischen Nebeneffekt entstehen sodann in der Folge zudem geringere Energie- und Unterhaltskosten.
Viele Bauherrenwünsche sind keine unbedingten Must-Haves, sondern vielmehr dem emotionalen Denken geschuldet. Hier gilt es, den tatsächlichen Nutzen und realistischen Bedarf zu prüfen. Kaminofen oder Whirlpool mögen nett sein, werden im Alltag jedoch meist so wenig genutzt, dass die Investition gut durchdacht werden sollte.
Ein weiterer Kostenfaktor, der auf den Prüfstand gestellt werden sollte, ist der Keller. Die Kosten hierfür sind zwar, im Vergleich zu denen der Wohnfläche, relativ gering, dennoch aber summieren sie sich. Es gilt daher klug abzuwägen, ob und in welchem Ausmaß tatsächlich umfangreicher Stau- und Lagerraum benötigt wird. Kann der Keller eingespart werden, so reduziert dies die Baukosten eines durchschnittlichen Einfamilienhauses um rund fünfzigtausend Euro.
Prioritäten setzen - Dachboden und Garage haben Zeit
Wer der Planung der einzelnen Bauabschnitte Prioritäten setzt, kann sein Eigenheim im Regelfall schneller nutzen. Eine fehlende Garage oder ein noch nicht ausgebauter Dachboden stellen kein Einzugshindernis dar, sondern führen letztlich zu einer schnelleren Bezugsfertigkeit. Hierdurch bleibt zudem die Liquidität erhalten und etwaige Mietzahlungen entfallen früher, was dem Baubudget zu Gute kommt.
Bei den zu verwendenden Baumaterialien ergeben sich ebenfalls Einsparmöglichkeiten. Vor allem bei der Fassade wird dies deutlich. Klassischer Putz ist deutlich günstiger als eine Holzverschalung oder eine Klinkerfassade. Im Schnitt lassen sich hierbei bis zu 20.000 Euro einsparen, wobei mittelfristig auch die jeweiligen Instandhaltungskosten nicht außer Acht gelassen werden dürfen.
Der Gewinn liegt bekanntlich im Einkauf und so ist ein Preisvergleich vor dem Kauf der Baumaterialien zwingend. Günstig fährt zudem, wer auf exklusive Sonderanfertigungen verzichtet und bei Fenstern und Türen auf die gängigen Größen setzt.
Es lohnt sich in jedem Fall, bei Wandmaterialien und Ziegeln Preise zu vergleichen. Sie variieren nicht selten bis um das Doppelte. Bei Fenstern und Türen sollte man lieber auf Standardmaße zurückgreifen und zudem lieber ein großes, als zwei kleinere Fenster einplanen.
Bauausführung mit Sinn und Verstand
Die Ausführung der einzelnen Gewerke sollte stets sinnvoll aufeinander abgestimmt sein, um unnötige und teure Verzögerungen im Bauablauf zu vermeiden. Sofern sich die Gelegenheit bietet, können auch mehrere Bauvorhaben schon bei der Ausschreibung und Vergabe miteinander kooperieren, wodurch sich die Baukosten für alle Beteiligten reduzieren lassen.
Bei der Einholung von Angeboten gilt es, die zu erbringenden Bauleistungen so konkret und vollständig wie möglich zu beschreiben. Beim Vergleich der Kostenvoranschläge muss sodann auf Vollständigkeit der Leistungen und Positionen geachtet werden. Manch günstig erscheinendes Angebot weist relevante Leistungen lediglich als optional aus, wodurch sich die letztendlichen Kosten deutlich erhöhen. Ein rechtssicherer Vertrag mit den ausführenden Handwerkern sorgt zudem für maximale Kostenkontrolle und ordnungsgemäßen Leistungserbringung.
Die Bauüberwachung, die Koordination der jeweiligen Gewerke und Bauabschnitte, fällt in den Zuständigkeitsbereich des Architekten. Er stellt den reibungslosen Ablauf des Bauprojekts sicher, kann im Bedarfsfall schnell einschreiten und so für qualitativ einwandfreie Arbeitsergebnisse sorgen.
Selbst ist der Mann
Den Großteil der Baukosten machen regelmäßig die Arbeitsstunden der Handwerker aus. So bietet es sich an, dass vor allem einfache Arbeiten durch den Bauherrn selbst übernommen werden können. Gibt es zudem einen handwerklich nicht gänzlich unbegabten Freundeskreis, der Mithilfe verbindlich zusichert, kann dies bereits positiv in die Kalkulation einfließen.
Während Elektrik- oder Sanitärinstallationen dem qualifizierten Fachmann überlassen werden sollten, bietet der Innenausbau reichlich Gelegenheit für Eigenleistungen. Malerarbeiten, das Anbringen von Dämmmaterial oder auch das Verlegen von Bodenbelägen stellt für versierte Heimwerker im Regelfall keine Probleme dar, hilft aber enorm beim Sparen.
Nach Ansicht von Experten lassen sich durch die Erbringung von Eigenleistungen im Schnitt rund zehn Prozent der Gesamtbaukosten einsparen.
Eigenleistung richtig einschätzen
Begeisterung und Talent alleine reichen nicht aus, um die möglichen Eigenleistungen tatsächlich erbringen zu können. Vor allem der Faktor Zeit spielt eine wesentliche Rolle. Wenn Bauherren nur am Abend oder Wochenende mit anpacken können, kann dies dazu führen, dass die Abläufe des gesamten Bauprojekts in Verzug kommen.
Es gilt sich somit bewusst zu machen, dass die Mitwirkung am eigenen Bauprojekt kein Lust-und-Laune-Ding ist. Vielmehr erfordern die Eigenleistungen Zuverlässigkeit und Disziplin vom Bauherrn und seinen Helfern. Im Zweifelsfall sollte daher die Eigenleistung mit großzügiger Bescheidenheit angesetzt werden, die selbstverständlich jederzeit übertroffen werden kann und dadurch letztlich sogar motivationssteigernd wirkt.