Der AVGS: Förderung, Möglichkeiten, Rechtsanspruch

Nach dem Studium, dem Ende der Ausbildung, der Elternzeit oder dem befristeten Arbeitsvertrag stellen sich oft viele Fragen: Was macht eine gute Bewerbung aus? Wie trete ich überzeugend im Bewerbungsgespräch auf? Ist meine Qualifikation ausreichend, kann ich diese noch erweitern? Auf diese Fragen gibt es Antworten von professionellen Beratern – leider nicht kostenfrei. Aber: Viele dieser Hilfsangebote werden von der ARGE oder dem Jobcenter über den AVGS gefördert.

Was ist ein Aktivierungs- und Vermittlungsgutschein?

AVGS Antrag beantragenKurz zusammengefasst ist der AVGS ein Instrument der beruflichen Förderung und Qualifikation, welches sowohl der Arbeitsagentur für Arbeit als auch dem Jobcenter zur Verfügung steht, um Arbeitslosen und Arbeitssuchenden unterschiedliche Fördermöglichkeiten zu bescheinigen. Förderungsfähig sind Maßnahmen, die die Aktivierung, und Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt unterstützen. Dazu zählen Umschulungen, Fortbildungen, und persönliche Coachings durch einen Arbeitsvermittler.

Ganz konkret kann der AVGS in drei unterschiedlichen Varianten ausgegeben werden:

Der AVGS-MPAV - Schwerpunkt: Arbeitsvermittlung

Mit dem AVGS-MPAV (Aktivierungs- und Vermittlungsgutschein für Maßnahmen bei einem Träger der privaten Arbeitsvermittlung) werden die Kosten für einen privaten Arbeitsvermittler übernommen, der dem Jobsuchenden mit unterschiedlichen Hilfestellungen zur Verfügung steht. Dem Arbeitssuchenden steht es dabei frei sich den Arbeitsvermittler selbst auszuwählen, oder auch mehrere gleichzeitig mit der Arbeitsvermittlung zu beauftragen, da der AVGS-MPAV erst nach erfolgreicher Einstellung des Arbeitssuchenden an den Arbeitsvermittler ausgezahlt wird. Guten Arbeitsvermittlern ist sehr daran gelegen Klienten in einer langfristigen Anstellung unterzubringen, denn die vollständige Auszahlung der Vermittlungsprämie erhält der Vermittler erst nach einer sechsmonatigen Beschäftigung seiner Klienten.

Worauf sollte man bei der Wahl eines Arbeitsvermittlers achten?

Seit dem 01.01.2013 ist geregelt, dass der private Arbeitsvermittler über eine AZAV Zertifizierung verfügt - ohne diese kann der Vermittlungsgutschein bei einem Arbeitsvermittler nicht in Anspruch genommen werden, weshalb dieser Punkt im Vorfeld zu beachten ist.

Darüber hinaus sollte der Arbeitsvermittler über ein eigenes Qualitätsmanagement verfügen und als Gewerbetreibender angemeldet sein.

Was gibt es außerdem zu beachten?

Damit der Abrechnung des Vermittlungsgutscheins nichts im Wege stehen kann sind drei weitere Punkte wichtig:

  • Eine Vermittlung zu einem Arbeitgeber, bei dem der Jobsuchende innerhalb der letzten vier Jahre bereits tätig war, sind nicht zulässig.
  • Die Vermittlung muss in eine sozialversicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis erfolgen, mit einer Mindestbeschäftigung von 15 Arbeitsstunden pro Woche und einem Monatsgehalt über 451,00 Euro.
  • Eine Vermittlung in befristete Anstellungen ist nur möglich, wenn diese mindestens über drei Monate angesetzt ist.

Der AVGS-MAG – Schwerpunkt: Arbeitsaufnahme

Der AVGS-MAG (Aktivierungs- und Vermittlungsgutschein für Maßnahmen bei einem Arbeitgeber) kann beantragt werden, wenn der Arbeitssuchende einen potentiellen Arbeitgeber gefunden hat und vor der tatsächlichen Einstellung noch eine Arbeitserprobung/Probearbeit erfolgen soll.

AVGS Qualifizierung Arbeitsaufnahme Dieses „Betriebspraktikum„, wie es umgangssprachlich genannt wird, kommt dann zum Einsatz, wenn die Eignung des Jobsuchenden für die zu besetzende Stelle überprüft werden soll. Dazu werden unter Beaufsichtigung und Betreuung einer Fachkraft die bereits vorhandenen Kenntnisse und Fertigkeiten, das Leistungsvermögen und die beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten des Anwerbers überprüft.
In der Regel geht jeder Einstellung eine kurze Arbeitserprobung über mehrere Tage voraus. Längere Praktika bieten sich an, wenn der Antritt der Stelle als Quereinstieg/Quereinsteiger erfolgen soll.

Was gibt es bei der Probearbeit zu beachten?

Die Förderung dieser Maßnahme erfordert die Einwilligung des Jobcenters. Die Voraussetzungen hierfür sind:

  • Die Maßnahme ist geeignet und angemessen um die Einstellungsvoraussetzungen zu verbessern.
  • Der Arbeitssuchende war innerhalb der letzten vier Jahre nicht mehr als drei Monate bei dem potentiellen Arbeitgeber versicherungspflichtig beschäftigt.
  • Der Arbeitgeber hat dem Arbeitssuchenden nicht bereits vorher die Stelle angeboten.
  • Der Arbeitsplatz muss verfügbar sein, ein Schnupperpraktikum ohne Möglichkeit der Einstellung ist nicht zulässig.
  • Ist eine Beschäftigung auch ohne MAG zu erwarten, wird diese nicht genehmigt.
  • Die Dauer der betrieblichen MAG darf sechs Wochen bei einem Arbeitgeber nicht überschreiten, allerdings kann der Arbeitssuchende mehrmals bis zu sechs Wochen bei unterschiedlichen Arbeitgebern an einer MAG teilnehmen.

Der AVGS-MAT – Schwerpunkt: Qualifizierung

Der AVGS-MAT (Aktivierungs- und Vermittlungsgutschein für Maßnahmen bei einem Träger) fördert Leistungen, die Arbeitslosen oder Arbeitssuchenden eine Verbesserung ihrer Eingliederungsaussichten auf den Arbeits- oder Ausbildungsmarkt ermöglichen. Das kann auch bedeuten, dass die Maßnahme den Teilnehmer in eine Selbstständigkeit führt.

Die über den Vermittlungsgutschein geförderten Trainingsmaßnahmen, Weiterbildungen und Qualifikationen können sehr unterschiedlich sein und Bewerbungstrainings, allgemeine Bewerbungsberatung und Schulungen umfassen. Deswegen muss im Vorfeld geklärt werden, ob die Maßnahme einen Mehrwert für die angestrebte berufliche Tätigkeit oder die grundsätzliche Berufsfindung darstellt und auf das bisherige Profil des Arbeitssuchenden passt. Eine Schulung im Bereich Gartenlandschaftsbau ist für eine ausgebildete Bürofachkraft weniger geeignet als ein Fremdsprachenkurs Englisch. Darüber hinaus muss der Anbieter der Maßnahme vom Leistungsträger zugelassen sein.

Besonders ist bei dieser Variante des AVGS der Umfang der Förderung: Nicht nur die Kosten der Maßnahme werden übernommen, sondern auch die Fahrtkosten, Kinderbetreuung und die kompletten Lehrgangs- und Prüfungskosten. Die Leistungen nach dem SGB II werden im vollem Umfang während der Maßnahme weitergezahlt.
Wichtig und zu beachten ist, dass die Dauer der geförderten Maßnahme 12 Wochen nicht übersteigen darf. Empfohlen ist, Trainingsmaßnahmen zu beantragen die einen Zeitraum zwischen sechs Tagen bis acht Wochen umfassen. Der AVGS-MAT wird individuell für die entsprechende Maßnahme und alle anderen erforderlichen Leistungen abgerechnet.

Weitere Informationen und Möglichkeiten für Rückfragen finden sich auf der offiziellen Seite der Bundesagentur für Arbeit.

Wer kann den AVGS beantragen, wo und wie?

Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, um einen Vermittlungsgutschein zu bekommen? Wer hat einen Rechtsanspruch? Wann handelt es sich um eine Ermessensleistung? Wo und in welcher Form kann der Antrag gestellt werden?

Grundsätzlich gilt, dass jeder Arbeitssuchende oder Arbeitslose den AVGS beantragen kann. Im Detail sind folgende Personengruppen berechtigt:

  • Bezieher von ALG I und ALG II
  • Bezieher aufstockender Leistungen
  • Arbeitnehmer, die bereits gekündigt wurden oder sich drei Monate vor dem Ende einer befristeten Anstellung befinden
  • Hochschulabsolventen
  • Studenten vor dem Ende ihres Studiums
  • Eltern/Elternteile vor dem Ende ihrer Elternzeit
  • Arbeitnehmer in Transvergesellschaften

AVGS Förderung Bewilligung

Es ist wichtig zu wissen, dass einen Rechtsanspruch auf die Ausstellung eines AVGS-MPAV nur Empfänger von ALG I haben und das auch erst nach sechs Wochen Arbeitslosigkeit innerhalb der letzten drei Monate. Der Rechtsanspruch gilt nur für diese Personengruppe, für diese Variante des AVGS und erst ab dem genanntem Zeitraum.


Alle anderen Personengruppen haben zwar die Möglichkeit jede Variante des AVGS zu beantragen, die Bewilligung liegt dann aber im Ermessen der zuständigen Arbeitsagentur oder des zuständigen Jobcenters.