Fremdwährungskredit als Baufinanzierung

Ein Kredit in Fremdwährung galt lange als ausgesprochen günstige Alternative zum klassischen Hypothekendarlehen bei der Baufinanzierung, da im Ausland niedrigere Zinsen gelockt haben. Die günstigen Kreditzinsen im Ausland gibt es immer noch – doch mittlerweile ist auch Deutschland in eine Niedrigzinsphase eingetreten. Lohnen sich Fremdwährungsdarlehen also überhaupt noch? Und wie hoch ist das Risiko durch Schwankungen im Währungskurs?

Fremdwährungsdarlehen aufnehmen – so funktioniert es!

Fremdwährungskredit in Schweizer FrankenEin Fremdwährungskredit ist eine spezielle Form der Baufinanzierung. Der Kredit wird in der Fremdwährung, beispielsweise in Schweizer Franken (CHF), japanischen Yen (JPY) oder US-Dollar (USD), aufgenommen und nach Vertragsablauf auch wieder in der jeweiligen Fremdwährung zurückgezahlt; die Auszahlung der Darlehenssumme hingegen erfolgt in Euro. Während der gesamten Laufzeit werden in aller Regel ausschließlich die anfallenden Kreditzinsen gezahlt, das Darlehen an sich ist dann endfällig und wird mit dem Ende der Vertragslaufzeit in einer Einmalzahlung getilgt. Übrigens: auch die anfallenden Zinszahlungen werden in der Fremdwährung in Rechnung gestellt.

Während des laufenden Kreditvertrages wird als Tilgungsträger Kapitalvermögen angespart, etwa in Form einer Kapitallebensversicherung, einem Bausparvertrag oder einem Fonds, auch eine private Rentenversicherung mit Kapitalgarantie ist möglich.

Die Bonitätsanforderungen sind bei einem Kredit in Schweizer Franken oder Yen vergleichsweise hoch, so sollte das durchschnittliche Einkommen bei mindestens 2000 Euro pro Monat liegen – und auch die Schufa-Auskunft muss positiv sein. Als Faustregel gilt: wer sich keine Baufinanzierung in Deutschland leisten kann, der kann und sollte sich auch kein Fremdwährungsdarlehen leisten. Zusätzlich muss ein solcher Kredit abgesichert werden, und zwar meistens durch die Bestellung von Grundschulden. Die hierbei entstehenden Kosten für Notar und Grundbucheintrag trägt der Kreditnehmer.

Das spricht für ein Fremdwährungsdarlehen

Auf den ersten Blick scheint die Rechnung einfach: liegt der Zinssatz der ausländischen Bank unter dem Zinssatz der Banken in Deutschland, lohnt sich die Kreditaufnahme. Der Zinssatz orientiert sich prinzipiell am Leitzins der jeweiligen Notenbank, die diesen für die gesamte Währungszone festlegt – in der EU bzw. den Euro Ländern ist das die Europäische Zentralbank (EZB). In nicht der Eurozone angehörenden Ländern wie beispielsweise der Schweiz entscheidet über den Leitzins die nationale Notenbank, weswegen ein Zinsunterschied zwischen Deutschland und der Schweiz entstehen kann.

Währungskurs als Risiko bei FremdwährungskreditenHinzu kommt ein möglicher Vorteil aus Schwankungen im Wechselkurs – dabei muss sich der Devisenkurs natürlich zu Gunsten des Euros verändern, damit der Kreditnehmer einen Vorteil mitnehmen kann. Das folgende theoretische Rechenbeispiel verdeutlicht das Ganze:

Ein Bauherr nimmt zu Beginn des Jahres 2015 ein Schweizer Franken Darlehen in Höhe von 200.000 CHF auf. Diese Summe entsprach damals in etwa 200.000 Euro. In der Folge wertet der Franken ab, statt Parität erhält man 1,10 CHF für 1 Euro. Bedeutet: würde der Kreditnehmer nun sein Darlehen tilgen, müsste er nur etwa 180.000 Euro für 200.000 CHF bezahlen – eine Ersparnis von 20.000 Euro.

Das spricht gegen ein Fremdwährungsdarlehen

Ganz so einfach kann man es sich leider mit den Vorteilen eines Kredites in Fremdwährung nicht machen. Begonnen beim möglichen Zinsvorteil: dieser kann sich schnell ins Gegenteil verkehren, da die Zinsbindungsfrist bei solchen Darlehen meistens kurz bzw. die Zinsen variabel und nicht festgeschrieben sind. Das heißt: steigen die Zinsen in der Schweiz, so steigen zeitnah auch die Zinsen für Ihr Schweizer Franken Darlehen. Einziger Vorteil: Darlehen mit einem variablen Zinssatz können zumeist auch relativ kurzfristig gekündigt werden.

Auch im Währungskurs liegen Risiken – was sich vorteilig entwickeln kann, kann dem Kreditnehmer leider auch zum Nachteil gereichen, und zwar wenn der Euro gegenüber der Fremdwährung an Wert verliert. Die folgende theoretische Rechnung verdeutlicht das Ganze:

Im Jahr 2014 wurde ein Darlehen über 240.000 CHF aufgenommen, was damals 200.000 Euro entsprach. In der Folge wertet der Franken auf: damit der Kreditnehmer die geliehene Summe zurückzahlen kann, muss er 240.000 Euro in 200.000 Schweizer Franken umtauschen – ein Verlust von 40.000 Euro.

Fremdwährungsdarlehen in Dollar Aus dem Währungsrisiko ergibt sich ein Tilgungsrisiko: dadurch, dass die meisten Fremdwährungskredite endfällig sind und es sich nicht um Annuitätendarlehen handelt, kann es passieren, dass der Tilgungsträger (s.o.) nicht mehr zur vollständigen Tilgung der kreditschuld ausreicht, sollte der Wert des Euros während der Kreditlaufzeit zu stark sinken. Die Folge: der Schuldner muss im schlechtesten Fall nachfinanzieren oder umschulden.

Achtung: Die Kosten und Gebühren bei einem Fremdwährungskredit sind durchschnittlich höher, als bei einer klassischen deutschen Baufinanzierung. Insgesamt ergibt sich eine durchschnittliche Kostenbelastung von etwa 4 Prozent für den Kreditnehmer – mit einberechnet sind dabei direkte Kreditkosten wie beispielsweise Kontoführungs- und Bearbeitungsgebühren, aber auch indirekte Kosten wie Gebühren beim Währungsumtausch, was die regelmäßigen Zinszahlungen mit einbezieht, und Kosten für den Tilgungsträger wie beispielsweise Abschlussgebühren, Bestandsprovisionen und fortlaufende Verwaltungsgebühren von Bausparvertrag, Rentenversicherung, Lebensversicherung, Fonds etc.

Fazit: Wenn Sie sich für einen Fremdwährungskredit interessieren, müssen Sie sich unbedingt über die Risiken der Finanzierung bewusst sein – gerade während einer Niedrigzinsphase im Euro-Gebiet ist ein Fremdwährungsdarlehen keine solide Baufinanzierung. Sollten Sie trotzdem ein solches Darlehen in Betracht ziehen, wenden Sie sich am besten direkt an die jeweiligen Banken im Ausland und umgehen Sie damit deutsche Finanzvermittler, die Ihren Kredit durch die erhobene Vermittlungsprovision von etwa 2 Prozent nur unnötig verteuern.