Private Krankenversicherung: Günstige Tarife & Gefahr der Überalterung

Am Markt werben private Krankenversicherungen gern mit Tarifen um neue Mitglieder, die vor allem im direkten Vergleich mit der gesetzlichen Krankenkasse unschlagbar günstig sind: Kann man dieses Angeboten uneingeschränkt trauen oder sollte man sich den Wechsel in diese private Krankenversicherung noch einmal überlegen?

Günstige Tarife: Der Schein trügt oft!

Selbständige, Freiberufler oder Beamte werden in der gesetzlichen Krankenversicherung oft mit dem Höchstbetrag von ca. 570 Euro veranschlagt, während private Krankenversicherungen vor allem jungen Mitgliedern ohne Vorerkrankungen und ohne Wunsch nach Zusatzleistungen Tarife mit Monatsbeiträgen von 80 - 120 Euro anbieten können. Nur: Diese niedrigen Beiträge lohnen sich nur auf den ersten Blick, denn sie sind in der Regel mit einem hohen Kostenrisiko verbunden.

Denn: Diese günstigen Tarife gelten meist nur für eine bestimmte Altersgruppe, z. B. Versicherte im Alter von 20 bis 25 Jahren mit einem sehr niedrigen Kostenrisiko und Erkrankungsrisiko. Bei diesen Tarifen handelt es sich häufig um neuaufgelegte Altersgruppentarife, das heißt, dass hier Versicherte einer Altersgruppe in regelmäßigen Abständen regelmäßig in einem neuen Tarif zusammengefasst werden.

Das Risiko: Je älter die Mitglieder dieses Gruppentarifes werden, desto höher wird auch das Risiko zu Erkranken und so Mehrkosten zu verursachen. Die Folge: Der Beitrag steigt mit zunehmenden Alter der Versicherten. Da der Tarif jedoch nicht aufgefrischt wird, da der nun höhere Beitrag zur Mitgliederwerbung und im Wettbewerb am Markt unattraktiv ist und so lieber ein neuer Tarif für die nächste Altersgruppe aufgelegt wird, steigen die Kosten, auch unter Berücksichtigung der Altersrückstellung, durch die Überalterung des Tarifs laufend an.

Diesem relativ hohen Kostenrisiko kann man nur dadurch entgegenwirken, indem man sich lieber für einen auf den ersten Blick im Vergleich teureren Tarif entscheidet, welcher jedoch wesentlich weniger homogen in der Altersverteilung ist und auch tendenziell stärker aufgefrischt wird. Man zahlt als junger Versicherter zwar so vorerst über seinem Risiko, zuzüglich der Altersrückstellungen, was sich jedoch in geringeren Beitragssteigerungen in der Zukunft wieder auszahlt.

Krankenversicherung: Vor Abschluss auf Beitragsstabilität prüfen!

Ob der günstige Tarif nicht nur eine reine Mogelpackung ist, um so neue Mitglieder zu werben, welche nur auf den aktuellen Preis achten, oder nicht, kann man bei seinem Makler recht einfach überprüfen lassen: Versicherungsmakler können sich innerhalb der von ihnen genutzten Programme anzeigen lassen, wie die Beitragsentwicklung der letzten Jahre ausfiel.

So lassen sich Lockangebote sehr leicht als solche entlarven, die zwar auf den ersten Blick günstig sind, in der Folge aber durch hohe jährliche Beitragsanhebungen und eine fehlende, langsame Entwicklung der Monatsbeiträge negativ hervorstechen.

In seinem eigenen Interesse sollte man diese Tarife und Versicherungsgesellschaften meiden - denn nachdem man sich erst einmal für eine private Krankenversicherung entschieden hat, tritt ein sogenannter Lock-in Effekt auf, da durch eine nicht vollständige Anrechnung der bisher geleisteten Beiträge zur Altersrückstellung ein späterer Wechsel der privaten Krankenversicherung, und einer erschwerten bis nicht möglichen Rückkehr in die gesetzliche Krankenversicherung, so gut wie unmöglich bzw. mit erheblichen, finanziellen Einbußen verbunden ist.